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Rückblick Nachthike Gipfelstürmer/Innen vom Pilatus auf die Rigi

Nachts von Gipfel zu Gipfel wandern? Klingt aussergewöhnlich und ist es auch. Wir haben für euch die Mammut Nachtwanderung vom Pilatus auf die Rigi getestet.

Nachthike_Titelbild

Bevor der Nachthike losging, machte ich mir Gedanken und ehrlich gesagt auch etwas Sorgen, auf was ich mich da bei einer solch langen Wanderung einlasse: Was, wenn ich Blasen kriege? Werde ich mitten in der Nacht nicht so müde werden, dass ich an Ort und Stelle einschlafe? Eine Nacht durchwandern mit fremden Leuten, weiss man sich da genug zu erzählen?


Nachthike vom Pilatus auf die Rigi: Ein Erlebnisbericht

Aufgrund der aktuellen Schneelage war der Wanderweg zum Gipfel geschlossen. So starteten wir das Wanderabenteuer bei der Mittelstation Frankmüntegg. Bevor es losging erklärte Dominik, unser Wanderleiter, auf was man bei der Planung der Wanderroute achten muss und zeigte auf der Karte die ca. 40 Kilometer lange Strecke, die vor uns lag – ein weiter Weg!


Auf geht’s: talwärts Richtung Luzern. Dominik teilte unterwegs sein Wissen über die Pflanzen am Wegrand und erzählte sonstige Wanderweisheiten. Hast du gewusst, dass in der Schweiz zwei fleischfressende Pflanzen wachsen? Das gemeine Fettkraut findet man im Alpenraum und somit auch auf dem Pilatus. Das Kraut fängt mit seinen klebrigen Blättern kleine Insekten. Bleibt die Beute hängen, rollt sich das Blatt komplett zusammen und schliesst seine Beute ein. Im Innenraum des Blatts bildet sich ein Magen, der das Futter verdaut.
 

Der Weg führt uns entlang von Moorlandschaften, über Stock und Stein, vorbei an Höfen. Bei Sonnenuntergang kommen wir unserem Zwischenziel Luzern langsam näher. Hier erwartete uns ein stärkendes und wohlverdientes Nachtessen. Es tat gut, sich hinzusetzen, eine grosse Portion zu essen und die Batterien für die bevorstehende Nacht aufzuladen.
 

Nach dem Restaurantbesuch überquerten wir die Kapellbrücke, wanderten dem Seeufer entlang Richtung Lido und Verkehrshaus. Die sommerlichen Temperaturen lockten zu später Stunde AusgängerInnen nach draussen, die uns etwas kritisch beäugten. Der ein oder andere konnte sich einen frechen Spruch zu unserem Wanderoutfit nicht verkneifen. Amüsiert dachten wir, dass wir uns am Folgetag doch lieber mit Muskelkater als mit «klassischem» Kater herumschlagen.

 

«Der überwältigende Sonnenaufgang und das Nebelmeer über dem Mittelland liessen uns unsere müden Beine vergessen.»

Im Schein unserer Stirnlampen marschierten wir durch Dörfer, vorbei an Kuhweiden, durch dunkle Wälder und nahmen den Aufstieg via Seebodenalp in Richtung Rigi Kulm in Angriff. Für die letzten Stunden vor dem Gipfel lautete unser Motto: «Wir gehen steil». Von weitem sahen wir das rote Licht des Sendeturms der Rigi, das sich langsam näherte. Bei auftretenden Müdigkeitserscheinungen motivierten wir uns gegenseitig, dran zu bleiben.


Wie geplant erreichten wir um fünf Uhr das Zwischenziel, wo wir einen Kaffee serviert bekamen. Die Pause kam äusserst gelegen, denn wir kämpften gegen die aufkommende Müdigkeit. Frisch gestärkt und mit unserem Ziel in Sichtweite, nahmen wir die letzten Höhenmeter bis zur Rigi in Angriff. Mit der einsetzenden Morgendämmerung erschienen auch die ersten Sonnenstrahlen am Horizont. Der überwältigende Sonnenaufgang und das Nebelmeer über dem Mittelland liessen uns unsere müden Beine vergessen.
 

Ziel erreicht!  Stolz blicken wir hinüber zum mächtigen Pilatus, unserem Ausgangspunkt

Oben auf der Rigi angekommen, waren wir alle unglaublich stolz auf die erbrachte Leistung. Wir blickten hinüber zum mächtigen Pilatus, unserem Ausgangspunkt. Dieser schien von hier ganz schön weit entfernt zu sein – erstaunlich, welche Distanzen wir zu Fuss meistern können. Wir belohnten uns mit einem leckeren und reichhaltigen Brunch im Hotel Rigi Kulm.

 


Und noch zu den Bedenken vorab: Dank gut eingelaufenen Schuhen, beschwerte sich niemand über Blasen an den Füssen. Eingeschlafen sind die ersten bei der Bahnfahrt zurück ins Tal. Während der Nacht hat uns das Adrenalin und die Motivation, die Rigi bald möglichst zu erreichen hellwach gehalten. Das gemeinsame Ziel hat uns GipfelstürmerInnen sofort verbunden, der Gesprächsstoff ist nie ausgegangen. Wir haben uns bestens unterhalten, viel gelacht und gegenseitig motiviert. 
 

Flavia Oester

Organisiert und plant die AtupriFit Events. Ist immer in Bewegung, am liebsten draussen in der Natur: Am Fels, in den Bergen oder am Meer.

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