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Rückblick AtupriFit Essprofil, 21.09.2019

Essverhalten - von der Theorie direkt in den Alltag.

AtupriFit Essprofil Titelbild

Diesen Samstag hält Nancy Glisoni ihre Praxis geschlossen. Für einmal gehört der Vormittag nur ihr. Ihr und den fast 50 weiteren Teilnehmenden des AtupriFit Events zum Thema Essverhalten. Trotz grosser Nachfrage konnte sie sich einen Platz ergattern und lässt sich auf einen intensiven und spannenden Weg zu einer besseren Ernährung ein.


Die Idee zu diesem Anlass kam Ronia Schiftan, Psychologin und Fachverantwortliche bei der Schweizerischen Gesellschaft für Ernährung SGE, nachdem sie aus den Ergebnissen ihrer Untersuchungen zum Thema Essverhalten einen Test entwickelt hatte. Diesen stellte der Gesundheitsversicherer Atupri auf seiner Website zur Verfügung. «Die Nachfrage war gross», erzählt die sympathische Fachfrau. «Viele haben die Gelegenheit genutzt, ihr Essprofil ermittelt und sich Tipps geholt, was sie verbessern können.» Ansporn genug, diese Informationen aus dem Cyberspace in die reale Welt zu bringen. Konkret in die Schulungsräume und Küchen von Betty Bossi in Zürich.

 

Beim Begrüssungskaffee in lockerer Runde erzählt Nancy Glisoni, die in Baden ihre eigene Praxis als Sexual- und Paartherapeutin führt, wieso sie sich zum Event angemeldet hat. «Essen spielt für mich eine zentrale Rolle im Leben. Ich bin ein Genussmensch, liebe gutes Essen, ein Glas Wein, das Zusammensein mit Familie und Freunden. Auch im Alltag lege ich grossen Wert darauf, mittags mit meinen drei Jungs am Tisch zu sitzen. Das Abendessen ist dann der Zeitpunkt, an dem die ganze Familie zusammenkommt, vom Tag erzählt und zur Ruhe kommt. Mehr oder weniger.» Am Gesichtsausdruck lässt sich erkennen, dass dies nicht immer einfach ist. «Mein Mann hat eine Elektroinstallationsfirma, ist dauernd unterwegs und hat am Abend natürlich richtig Hunger. Die Jungs waren beim Reiten, im Freibad oder am Spielen und haben natürlich alles im Kopf, ausser still zu sitzen. Und ich hatte vielleicht morgens zwei Klientengespräche, sollte eine Unterrichtseinheit für den Folgetag vorbereiten, war einkaufen und habe gekocht.» Dass alle diese Rollen nicht einfach unter einen Hut zu bringen sind, versteht sich von selbst. Doch die Lust am Essen mag sich Nancy Glisoni dann doch nicht verderben lassen.

 

Alltagstaugliche Inputs

Dass Konzepte zu gesunder und ausgewogener Ernährung einfach in den Alltag integrierbar sein müssen, lässt sich anhand von solchen Tagesabläufen leicht erahnen. Deshalb war es den Fachleuten der SGE auch wichtig, einfache und praxistaugliche Tipps weiterzugeben. Im Laufe des Vormittags durchlaufen die Teilnehmenden eine Reihe kleiner Workshops zu den verschiedenen Aspekten gesunder Ernährung. Jedes Mal zu Beginn ein kurzer theoretischer Input, dann konkrete Tipps, immer direkt auf die praktische Umsetzung im Alltag ausgelegt.

 

Einen ersten solchen Input gibt Charlotte Weidmann von der SGE anhand der Ernährungspyramide. Dieses Modell soll einen Hinweis auf die optimale Kombination von Nahrungsmitteln geben. Zuunterst als Basis und in ausreichend grossen Mengen empfohlen: Getränke. Darauf aufbauend Früchte und Gemüse – die berühmten fünf Portionen pro Tag sollten es schon sein. Dann, in abnehmender Menge Kohlenhydrate, Proteine und Fette. Kaum jemand schafft es, sich jede Mahlzeit entsprechend zusammenzustellen. Doch Charlotte Weidmann gibt Entwarnung: Die Kombination kann auch ganz einfach über den Tagesverlauf erfolgen. Zmorge, Znüni, Zmittag, Zvieri, Znacht ... Es gibt genügend Gelegenheiten, sich ausgewogen zu ernähren.

 

In einer Showküche von Betty Bossi wird von Lebensmittelentwicklern aus erster Hand gezeigt, welche Fallen bei Fertigprodukten lauern und wie man sie gekonnt umgeht. Vermeintlich leichte Müsli mit sehr hohen Zuckeranteilen lassen sich anhand der Nährwerttabellen schnell und sicher identifizieren. In scheinbar ausgewogen schmeckenden Süssgetränken werden grosse Mengen Zucker durch entsprechende Gaben von Säure kaschiert. Nancy Glisoni zeigt sich sichtlich erstaunt:

 

Versteckte Fallen und bewusster Genuss

«Eben konnte ich ein Getränk mit der gleichen Menge Zucker probieren, wie sie in Eistee steckt. Nur ohne Zitronensäure. Es ist praktisch untrinkbar süss, richtig eklig.» Das Gleiche gilt für Glace. Die Kälte kaschiert die Süsse und den Fettanteil. Wer geschmolzene Vanilleglace einmal bei Zimmertemperatur degustiert, ist verblüfft, wie üppig sie schmeckt. «Es geht uns sicher nicht darum, den Teilnehmenden ihr Dessert zu vergraulen», sagt Ronia Schiftan. «Es ist uns nur wichtig, ein Bewusstsein für Mengen und Häufigkeit zu schaffen.» Denn eine Voraussetzung für eine bewusste Ernährung ist das Wissen um die Fakten.

 

Auch die lustvolle Seite des Essens kam nicht zu kurz. Eine Lebensmittelwissenschaftlerin führte kurz in die Sensorik, die Lehre der Sinneswahrnehmungen, ein. Auf einem kleinen Sensorik-Parcours wurden anhand von Gewürzen, Schokoladen, Joghurts und anderen Speisen die Einflüsse von Geschmack, Geruch, Optik und Haptik auf unsere Wahrnehmung aufgezeigt. Bewusstes Erfahren der unterschiedlichen Empfindungen steigert deren Intensität und hat einen positiven Einfluss auf den Genuss.

 

Psychologie für den Hausgebrauch

Zum Abschluss dann ein Ausflug in die Psychologie und zu den verschiedenen Esstypen. Ronia Schiftan hat diese Typologisierung in sieben Essdimensionen und den dazugehörigen Test für die Schweizerische Gesellschaft für Ernährung entwickelt, der Gesundheitsversicherer Atupri hat ihn kostenlos auf seiner Website atupri.ch zugänglich gemacht. Er besteht aus etwas über dreissig ganz einfach per Mausklick zu beantwortenden Fragen und dauert nur wenige Minuten. Sofort erhält man sein Resultat und sieht, wie ausgeprägt die einzelnen Dimensionen das Essverhalten prägen. Diese gliedern sich in Emotion, Geschwindigkeit, Genuss, Impuls, Körper, Rhythmus und Bewusstsein. Zu jeder davon gibt es auf der Website von Atupri hilfreiche Tipps, alles basierend auf der wissenschaftlichen Expertise von Ronia Schiftan.

 

Seit der Lancierung haben zahlreiche Interessierte daran teilgenommen und nutzen seither die Erkenntnisse daraus, um ihre Ernährung zu optimieren. Doch an diesem Vormittag können die Teilnehmenden sich nicht nur selbst reflektieren – Ronia Schiftan steht ihnen auch persönlich für eine direkte und individuelle Beratung zur Verfügung. Ein Angebot, welches rege genutzt wird.

 

Geschafft!

Nach vier Stunden ist Nancy Glisoni geschafft. «Das war ja mal ein intensiver Morgen! Es ist unglaublich, wie viele neue Informationen und Tipps ich hier erhalten habe», freut sie sich. Für einmal wurde sie von Fachleuten beraten, statt selbst Ratschläge zu erteilen und zu coachen. «Die Kombination von Fachwissen und Freude an der Sache hat mich begeistert. Ich kann diesen Kurs nur weiterempfehlen. Und nun bin ich wirklich hungrig!» Sagts und geht zum Buffet, welches die Köche von Betty Bossy für die hungrigen Seminarteilnehmenden zubereitet haben. Hier kann das neu erworbene Wissen gleich in die Praxis umgesetzt werden und so füllen sich die Teller schön in der Reihenfolge der Ernährungspyramide. Kurz darauf verstummt die Gruppe und es wird intensiv genossen und gesund geschlemmt – für einmal synchron, bei allen sieben Esstypen!