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Suizid in der Familie: Das Leid der Hinterbliebenen

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Wenn ein Familienmitglied einen Suizid begangen hat, hinterlässt das bei den Angehörigen schmerzhafte Gefühle. Das Leben ist nicht mehr wie vorher. Wie einen solchen Verlust verarbeiten?

Emotionale Reaktionen

Nach einem Suizid in der Familie reagieren Angehörige nicht nur mit Trauer und Schmerz, sondern eventuell auch mit Ärger, gar Wut oder Schuldgefühlen. Besonders, wenn im Vorfeld der Suizid angekündigt, aber nicht ernst genommen wurde. Manche hadern mit sich selber und fragen sich, ob sie den Suizid hätten verhindern können. Andere sind vielleicht wütend darüber, dass der Verstorbene ihnen das habe antun können. Wenn Angehörige gar direkt, ohne Ankündigung mit dem Suizid konfrontiert waren, ihr Familienmitglied zum Beispiel tot aufgefunden haben, können noch Schockreaktionen oder eine Belastungsstörung dazu kommen.


Gründe verstehen

Sicher fragt man sich, wie das hat geschehen können. Die Angehörigen versuchen, die Gründe zu verstehen. Aus der Sicht derjenigen, die sich suizidiert haben oder es vorhaben, gibt es viele Gründe. Oft entsteht das Gefühl, nicht mehr leben zu wollen aus einer depressiven oder Suchterkrankung heraus. Oder die Betroffenen sind verzweifelt und hoffnungslos über ihre Lebenslage nach Einsamkeit, Belastungen oder Verlusterfahrungen. Der Blick engt sich immer weiter ein. Lösungen oder Alternativen werden nicht mehr gesehen und der Suizid bleibt als einziger Ausweg zurück, sich vor unerträglichen Lasten und Leid zu befreien.


Phasen

Ein Suizid entsteht in der Regel nicht plötzlich von heute auf morgen. Auf eine Phase von subjektiven Belastungsgefühlen folgt, dass der Suizid als möglicher Ausweg in Erwägung gezogen wird. Der Entscheid kann aber nach einem erfolgten Suizid nicht mehr rückgängig gemacht werden. Daher folgt eine Phase der Ambivalenz, wo der Betroffene hin und her gerissen ist, ob er den Suizid durchführen soll oder nicht. Bis dahin sind vielleicht Wochen vergangen und ein Suizid wäre eventuell noch mit geeigneten Hilfemassnahmen aufzufangen, wenn er rechtzeitig erkannt würde. Wenn der Entschluss aber einmal definitiv getroffen wurde, kann ein Suizid oft selbst in einer Klinik nicht mehr verhindert werden.


Bewältigung bei Suizidalität

Solange noch kein definitiver Entscheid getroffen wurde, wird Suizidalität von den Betroffenen meist mit entsprechenden Äusserungen angekündigt. Hier gilt die Regel, dass Suiziddrohungen ernst genommen, angesprochen und nicht tabuisiert werden sollten. Es ist ein Irrtum von vielen Angehörigen zu meinen, dass ein Gespräch über Suizidalität diese nur verstärken oder auslösen würde. Suiziddrohungen müssen umso mehr ernst genommen werden, wenn in früheren Zeiten schon Suizidversuche stattgefunden haben – ob von Betroffenen selbst oder von anderen Angehörigen in der Familie. Bieten Sie den Betroffenen das Gespräch an. Aber versuchen Sie nicht, das Problem alleine zu lösen. Suchen Sie sich Hilfe oder begleiten Sie den Betroffenen zu entsprechenden Hilfsstellen wie Hausarzt, Psychiater, Psychotherapeuten, Kliniken, Notfallaufnahmen etc.


Bewältigung nach erfolgtem Suizid

Nach einem erfolgten Suizid eines Familienangehörigen haben Sie einen schmerzhaften Verlust zu verarbeiten. Jeder Mensch hat seine eigene Art, wie er trauert und wie er den Verlust verarbeiten kann. Finden Sie Ihre eigene Form der Trauerarbeit. Reden Sie mit anderen über Ihre Gefühle. Führen Sie zum Beispiel ein Zwiegespräch mit dem Verstorbenem. Schreiben Sie ihm einen Brief und drücken Sie ihm/ihr Ihre Gefühle aus. Verarbeiten Sie Ihre Gefühle und Gedanken in einem Bild oder Kunstwerk. Letztlich wird es darum gehen, dass Sie einen Weg finden, von Ihrem Angehörigen Abschied nehmen und loslassen zu können, so dass Sie trotz allem was geschehen ist, weiterleben können.


Wo Sie vielleicht noch Hilfe finden könnten:

oder bei Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten in Ihrer Gegend.

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