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Der Napf ist der höchste Gipfel des Mittellandes und lockt mit Wanderwegen von allen Seiten. Die Aussicht über das Luzerner Hinterland, das Emmental, den Jura und in die Alpengipfel ist schlicht grossartig.


Das kleine Postauto kurvt hinauf nach Menzberg, das auf 1016 m.ü.M. höchstgelegene Dorf am Napf. Der Ausblick vom ehemaligen Luft- und Molkenkurort ist grossartig. Finden Sie den Beromünster-Sendeturm in der weiten Landschaft?
Der Wegweiser Richtung Napf führt dem Fuchslochweg entlang. Wir wandern hinunter, vorbei am Fuchsloch und ein Stück der Kleinen Fontanne entlang. Das Flussbett ist voller runder Nagelfluhsteine und lässt erahnen, was für Kräfte und Wassermassen sich hier bei einem Unwetter durchzwängen. Beim Paradisli, einem schönen Picknickplatz, fliesst der Chrachebach aus dem Chrachegrabe in die Kleine Fontanne.

Chrachen, Gräben, Schluchten und Eggen

Auch auf dem Wegweiser folgen wir den Chrachen. Steil geht es hinauf durch den Wald Richtung Birchegg und Ober Chrachen. Chrachen steht für «enge Schlucht». Umgestürzte Bäume liegen kreuz und quer im Tobel verstreut und offene Nagelfluhbänke säumen den Wegrand. Oben auf der Birchegg treten wir aus dem Wald und vor dem Horizont zeichnen sich die Stächelegg und der Napf wie ausgeschnittene Scherenschnitte ab. Eggen, das sind Rücken, Geländekanten und auch davon hat es am Napf unzählige. Der Napf war in den letzten Eiszeiten eisfrei und so konnte die Erosion über Jahrtausende an diesem Schwemmkegel, bestehend aus verdichteter Meerwassermolasse, nagen. Es entstanden Chrachen, Gräben, Schluchten und Eggen. Und jedes Gewitter, das heutzutage den Napf heimsucht, arbeitet weiter an dieser ewigen Landschaftsgärtnerei. Heute ist die Napfberglandschaft ein vielfältiges Mosaik, geschaffen von Menschenhand, bestehend aus dunklen Wald- und hellen Weideflächen. Vor rund 500 Jahren wurde der Wald stark gerodet, um Weideflächen zu gewinnen, was Erosionen und Überschwemmungen nach sich zog. Heute wächst an den meisten Orten ein monotoner, 100 Jahre alter Fichtenwald. Und zwischen den vielen Tannen und verbleibenden Weideflächen, egal wohin man blickt, immer wieder ein Chrachen, eine Egg oder eine Nagelfluhwand.

Eine Aussicht zum träumen

Über Alpweiden führt der Weg vom Ober Chrachen zum Hapfig und über den Hapfigchnubel (Chnubel = runder begraster Hügel) durch den Wald zur Stächelegg. Hier erwischt uns der Regen und wir nutzen die Bäsebeiz für unsere Rast. «Bedienen Sie sich. Bezahlen Sie das nächste Mal!» steht auf einem Zettel geschrieben, welcher unter dem Tablar mit Schnäpsen, Kaffee und einer Kanne mit heissem Wasser liegt. Wir genehmigen uns ein Kafi Chrüter im Glas. Die Biohühner beäugen uns neugierig, als wir mit dem Glas in der Hand weitere fünfzehn Minuten warten, bis das Gewitter vorbeigezogen ist. 25 Minuten später stehen wir oben auf dem Napf. Der Napf ist ein Buckel auf 1'406 Metern, ein Plateau und kein spitzer Gipfel. Aber eine Aussicht hat er, von der viele der höheren Berggipfel in der Schweiz nur träumen können. Von den unzähligen Gipfeln der Zentralschweizer über die Berner Alpen bis hin zum Jura und Mittelland schweift der Blick rundum. Machen Sie es anders als wir, suchen Sie sich einen Tag mit Fernsicht aus, dann lohnt sich der Aufstieg gipfelmässig tausendfach! Die Aussicht von den Holzbänken des Berghotels Napf ist einfach grossartig.

Kraft- und Pilgerort Luthern Bad

So viele Chrächen und Gräben und Eggen und Tobel es rund um den Napf hat, fast so viele Wanderwege führen ab hier in alle Himmelsrichtungen zurück in die Täler und zum Postauto. Wir folgen dem Wegweiser Richtung Luthern Bad, hinunter auf steilem, aber gutem Weg via Alp Trachselegg in den bekannten Pilgerort. «Im idyllischen Luthertal lebte 1581 der gichtkranke Bauer Jakob Minder. In seiner Not setzte der fromme Mann die Hoffnung auf die Muttergottes von Einsiedeln. Sie gab ihm im Traum den Rat, hinter seinem Haus nach Wasser zu graben und sich darin zu waschen. Er tat dies und wurde geheilt.» Und so pilgern noch heute viele Besucherinnen und Besucher in den Kraftort zur heilenden Quelle Badbrünneli, um hier zu beten oder um Stille und Erholung zu finden. Sie zweifeln? Nun, meine Mutter, Luzernerin und fast 90-jährig, freut sich jedes Mal, wenn sie Weihwasser aus Luthern-Bad geschenkt bekommt. Das sei einfach das Beste, findet sie.

Wanderkarte Napf
50

Menzberg – Paradisli – Stächelegg – Napf – Trachselegg – Luthern Bad

Start Menzberg
Ziel Luthern Bad

Anreise

Mit öV via Menznau bis Postauthaltestelle Menzberg, Dorfplatz
Rückreise

Mit öV ab Postauthaltestelle Luthern Bad, Dreilindenplatz

Route Menzberg, 1016m – Paradisli, 777m – Stächelegg, 1304m – Napf, 1406m – Trachselegg, 1156m – Luthern Bad, 860m
Zeit Ca. 4,5 Stunden ohne Pausen
Distanz 12,8 Kilometer
Höhendifferenz 750/880 Höhenmeter
Ausrüstung Wanderausrüstung, Picknick, Feldstecher
Verpflegungsmöglichkeiten Restaurants in Menzberg, Besenbeiz Stächelegg, Berghotel Napf, Restaurants in Luthern Bad
Wanderkarten 25'000 Nr. 2522 Napf
Geheimtipps Die Wurstwaren und der Alpkäse bei der Besenbeiz Stächelegg. Und Tipp Jörg: «S’Kafi Chrüter chasch empfähle».
Dominik Abt

Dominik Abt, Wanderleiter SBV, leitet Wanderungen und Trekkings in der Schweiz und weltweit.

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