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Paar checkt Wearables während Workout
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Der Trainer am Handgelenk?

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Wearables – Teil 2

Smart-Coaching ist auf der Überholspur. Ob Smart-Watch, Sport-Armband oder Schrittzähler, das Self-Tracking ist beliebter denn je. 

Self-Tracking, das Sammeln und Analysieren von persönlichen Daten, ist im Prozess der Digitalisierung in der heutigen Zeit ein Leichtes. Die Digitalisierung macht auch vor dem Sport- und Gesundheitssektor keinen Halt. Wer heute den Kreislauf ankurbelt, der will wissen wie, effizient er dabei war. Fitness-Tracker helfen dabei, indem sie über verschiedene Sensoren jede Menge Daten, wie zum Beispiel Bewegungsverhalten, Kalorienverbrauch, Puls, zurückgelegte Schritte, Distanzen und Stockwerke, Schlafqualität sowie verzehrte Kalorien messen. Viele Daten werden anhand der Angaben des Nutzers (wie Alter, Geschlecht, Körpergrösse oder -gewicht) erst in verbrauchte Kalorien oder zurückgelegte Schritte und Distanzen umgerechnet. Diese Daten helfen dem Einsteiger wie auch dem selbsternannten Profi sein Training zu optimieren, sofern sie richtig angewendet und analysiert werden.

Das Gefühl für die Belastung steigern 

Wer zu lange auf der Couch gesessen hat und die Sportklamotten nur zum Aussortieren anfasst, der verliert mit den Jahren der Inaktivität das Gefühl für den eigenen Körper. Das subjektive Befinden dient während und nach einer Belastung allerdings als ein wichtiges Werkzeug im Rahmen der Trainingssteuerung. Fehlt die richtige persönliche Einschätzung zu Belastung und Belastbarkeit sind bei Einsteigern und Fortgeschrittenen die Grenzen zur Über- oder Unterforderung nicht weit weg.

Mit dem Einsatz digitaler Messinstrumente liegen neben dem persönlichen Empfinden die Fakten anhand von objektiven Daten auf dem Tisch. Mit ihnen ist es ein kleiner Schritt, die Bewegung im Alltag zu steigern, den Schlaf und das Essen anzupassen oder das Training zu optimieren.

Für Einsteiger wie für Leistungssportler geht es beim Einsatz technischer Unterstützung somit nicht nur um das Sammeln von Informationen, sondern um das Kalibrieren des persönlichen Empfindens für die eigene Leistungs¬fähigkeit anhand objektiver Messdaten.

Insbesondere im Stadium des Trainingsbeginns kann das Messen von Aktivitäten und das Feststellen von Trainingsfortschritten ein wichtiges Element sein, die Trainingsmotivation zu verbessern. Tracker helfen dabei aufgrund der Datenlage die Fortschritte zu sehen, Stagnationen zu erkennen und die Selbsteinschätzung zu verbessern. So kann die Digitalisierung des Gesundheitsverhaltens zu einem intuitiven, rationalen Umgang mit dem eigenen Befinden, der Gesundheit und Leistungsfähigkeit führen.

Digital und Life betreut

Mit Blick auf die Vielfalt der Daten, die erhoben werden können, entsteht der Eindruck, dass digitale Angebote eine ¬kostengünstige und flexible Alternative darstellen, das Fitnesstraining auch ohne professionelle Hilfe fortzuführen. Bis zu einem bestimmten Grad ist dies auch richtig. Allerdings sind gemessene Daten nicht mehr als Daten. Sie liefern zwar Informationen über das, was geleistet oder nicht geleistet wurde, den Einfluss von körperlicher Aktivität auf die individuelle Ausgangslage vermögen sie allerdings noch nicht vollständig zu be¬rücksichtigen. Ebenso steigern sie auch nicht die Gesundheitskompetenz im Sinne eines Wissenstransfers. Hierzu sind nach wie vor Fachpersonen notwendig.

Die Auswertung der erfassten Daten sollte ebenfalls durch Trainingsexperten begleitet werden. Die Wirkung der Aktivität auf die Gesundheit und Leistungsfähigkeit kann durch digitale Hilfsmittel kaum bewertet werden. Das Ziel der Betreuung wird dabei die Vermittlung von Know-How zur Gesundheit- und Leistungsfähigkeit sein sowie das Verständlich machen von gesammelten Informationen, damit entsprechende Entscheidungen im Bereich Training, Ernährung und Erholung getroffen werden können.

 

Quellen

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