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Snowboarder im Tiefschnee
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Lawinengefahr

So verhalten Sie sich richtig

 

Wenn der Neuschnee an den Hängen glitzert, ist nicht nur schönste Winterzeit, sondern auch Lawinensaison. Denken Sie daran, wenn Sie das nächste Mal in die Berge gehen und bereiten Sie sich vor!  

 

 

 

  • Ein Drittel der tödlichen Lawinenunfälle passiert bei der zweittiefsten Lawinenstufe.
     
  • Gehen Sie nie ohne Erfahrung und Begleitung in den Tiefschnee! 
     
  • Eine Notfallausrüstung schützt nicht vor Lawinen, kann aber die Überlebenschancen erhöhen.
     

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Die ganze Nacht lang hat es geschneit, jetzt strahlt Ihnen die Sonne entgegen und weit und breit ist kein Wölkchen zu sehen. Der perfekte Wintertag! Da können viele Menschen der Verlockung nicht widerstehen, einen Ausflug abseits der Piste zu machen. Doch aufgepasst! Der Schnee mag noch so harmlos aussehen –  Lawinengefahr besteht trotzdem.

Unterschätzte Gefahr

23 Menschen sterben in der Schweiz jedes Jahr in Lawinen, fast immer sind es Schneesportlerinnen und -sportler. Rund 90 Prozent haben die Lawine, in der sie umkommen, selbst ausgelöst. Viele Menschen lassen sich von den Bedingungen und den eigenen Fähigkeiten täuschen: Schönes Wetter schliesst die Lawinengefahr nicht aus. Bestehende Spuren garantieren nicht für Sicherheit. Der Wald schützt Sie nicht vor Lawinen. Und selbst bei wenig Schnee kann sich eine Lawine lösen. Das Risiko Lawine wird oft unterschätzt. Rund ein Drittel der tödlichen Lawinenunfälle ereignen sich bei der zweittiefsten Lawinenstufe!

Drei goldene Regeln

Das eigene Verhalten reduziert – oder erhöht – das Lawinenrisiko massiv. Mit diesen Massnahmen halten Sie das  Risiko, in eine Lawine zu geraten, möglichst gering: 

 

1. Nie auf eigene Faust! 

Verlassen Sie die Piste nie, wenn Sie keine Erfahrung in der Beurteilung der Lawinengefahr haben. Wollen Sie sich den Neuschnee nicht entgehen lassen, dann:

  • Besuchen Sie einen Lawinenkurs: Wer sich das nötige Lawinenwissen aneignen will, besucht am besten einen Lawinenkurs.
  • Gehen Sie nur in Begleitung in den Tiefschnee: Und zwar von einer ausgebildeten Person! Am besten schliessen Sie sich einer professionell geführten Gruppe an.

Das gilt beim Skiausflug im Skigebiet genauso wie beim Tourenfahren oder Schneeschuhlaufen. 

 

2. Die Vorbereitung zählt! 

Selbst wenn Sie einen Lawinenkurs besucht haben oder professionell begleitet werden: Sich vor jeder Tiefschneefahrt gut vorzubereiten, ist Pflicht! 

  • Informieren: Kontrollieren Sie den lokalen Wetterbericht, die Schneeverhältnisse, die aktuelle Einstufung der Lawinengefahr und befolgen Sie die Empfehlungen im nationalen Lawinenbulletin (whiterisk.ch/de/conditions).
     
  • Vorausschauend planen: Sollte das Wetter umschlagen oder brauchen Sie mehr Zeit als geplant, sind warme Kleidung, Orientierungshilfen (Karte, Kompass), ausreichend Verpflegung ( vor allem Getränke) zentral. Denken Sie auch an eine Taschenapotheke, eine Rettungsdecke und ein geladenes Mobiltelefon.
     
  • Lawinenausrüstung mitnehmen: Jede Person muss mit einem Lawinenverschütteten-Suchgerät (LVS), einer Sonde und einer Schaufel ausgerüstet sein und wissen, wie man sie im Notfall benutzt. Empfohlen wird auch ein Lawinenairbag. Die Notfallausrüstung bietet keinen Schutz vor Lawinen, kann aber im Notfall die Überlebenschance erhöhen.
     

Informationen zur aktuellen Lawinengefahr finden Sie im nationalen Lawinenbulletin. Es gibt insgesamt 5 Lawinengefahrenstufen. Schon ab der ersten Stufe ist Vorsicht geboten.   

 

3. Im Ernstfall richtig handeln! 

Nur die Hälfte der Menschen, die von einer Lawine komplett verschüttet werden, überlebt. Die ersten 15 Minuten sind entscheidend! Die Rettung muss daher gelernt und geübt sein. So verhalten Sie sich im Ernstfall:

  • Lawinenairbag auslösen: Wenn über Ihnen eine Lawine abgeht, öffnen Sie den Lawinenairbag. Er hilft Ihnen , so nahe wie möglich an der Schneeoberfläche zu bleiben.
     
  • Entkommen: Versuchen Sie, der Lawine seitlich zu entkommen, lassen Sie Ihre Skistöcke los.
     
  • Beobachten: Sind Sie selber nicht akut gefährdet, dann beobachten Sie die Personen, die von der Lawine mitgerissen werden. 
     
  • Übersicht verschaffen: Wurden Personen erfasst, dann verschaffen Sie sich eine Übersicht. Überlegen und handeln Sie, ohne die eigene Sicherheit zu gefährden. 
     
  • Alarmieren: Falls ohne Zeitverlust möglich, alarmieren Sie die Rega unter 1414 (schweizweit), die KWRO unter 144 (nur im Wallis) oder die internationale Notrufnummer 112 (alle Handynetze). 
     
  • Suchen: Beginnen Sie sofort mit der LVS-Suche. Schalten Sie dabei alle Suchgeräte aus, die nicht benötigt werden, um die Suche zu erleichtern.
     
  • Schauen und hören: Suchen Sie den Lawinenkegel auch mit Augen und Ohren ab und achten Sie auf Ausrüstungsgegenstände. Diese befinden sich oft nahe bei den Opfern. 
     
  • Freischaufeln: Sind die Verschütteten lokalisiert, müssen sie sofort freigeschaufelt und mit lebensrettenden Sofortmassnahmen versorgt werden. 
     
  • Sender wieder einschalten: Vergessen Sie nicht,  nach Abschluss der Suche alle LVS wieder auf «senden» zu stellen. Es besteht die Gefahr, dass weitere Lawinen abgehen.
     

Sicher in den Tiefschnee – geht das?

Grundsätzlich gilt: Bleiben Sie auf präparierten und gesicherten Pisten. Lawinensicheres Tiefschneefahren ist zwar möglich, aber nur auf freigegebenen und gelb markierten Abfahrten. Diese werden vom Pistendienst vor Lawinen gesichert, jedoch weder präpariert noch kontrolliert und eignen sich daher nur für Fortgeschrittene. Fahren Sie nie alleine, haben Sie ein Handy dabei, tragen Sie einen Helm und seien Sie vorsichtig, gerade bei schlechter Sicht.

Für Skitouren gibt es in der Schweiz kaum signalisierte und gesicherte Routen. Für die Beurteilung des Lawinenrisikos sind Sie selbst verantwortlich. Für erste Touren schliessen Sie sich am besten einer kundigen Führung an.

Mit den Schneeschuhen lässt es sich auf freigegebenen, signalisierten Schneeschuhrouten lawinensicher wandern. Diese Routen werden von den Verantwortlichen gegen Lawinen gesichert. Sie sind jedoch nicht präpariert wie Winterwanderwege.

Mehr Infos finden Sie in unserem Beitrag Touren richtig planen mit White Risk oder auf der Plattform “White Risk” (whiterisk.ch) und beim BFU (bfu.ch). 

 

Gute Fahrt! 

 

Quellen: slf.ch, whiterisk.ch, bfu.ch 

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