Direkt zum Inhalt
Mobbing
100

Nichts ist mehr, wie es mal war.

93
3 Min.

Mobbing verändert Menschen

«Nur schwierige und labile Menschen mit schwachem Selbstwertgefühl sind Zielscheiben von Mobbing». Solches hört man gelegentlich immer noch. Eher das Gegenteil ist der Fall. Engagierte stehen viel eher im Fokus von Attacken als Schwache. Fakt ist: Jeder Konflikt, der sich nicht ohne Weiteres auflösen lässt, bringt für die Betroffenen eine erhebliche psychosoziale Belastung mit sich.

Auch Gesunde werden krank

Auch gesunde resp. stabile Persönlichkeiten können unter den Belastungen einer anhaltenden Mobbingsituation psychisch und körperlich erkranken.

Sind Menschen längere Zeit in einem Konflikt verstrickt, dann neigen sie stärker als sonst dazu, Ereignisse in ihrer Wahrnehmung zu selektieren, zu filtern oder zu verzerren. Sie hören ihrem Gegenüber nicht mehr genau zu und sehen nur noch das, was sie zu sehen glauben. Schnell entwickelt sich dabei eine Art Tunnelblick. Die Wahrnehmung wird von Denkmustern gesteuert, was dazu führen kann, dass man nur noch sieht, was man denkt. Es kommt zu Verdächtigungen, Missverständnissen und Fehlinterpretationen, wenn es um das Verhalten des Kontrahenten geht. Das Tragische dabei ist, dass sich beide Parteien im Recht fühlen, weil sie der Überzeugung sind, dass die Dinge genauso sind, wie sie darüber denken.

Bei der Diagnose «Mobbingsyndrom» lassen sich vier Stadien erkennen: Nach der akuten Belastungsreaktion folgt eine traumatische Belastungsstörung (mit Depressionen, Selbstzweifeln, Schuldgefühlen, Vermeidungsverhalten, Schlafstörungen, Grübelzwängen, eingeengtem Denken u.v.m.). Diese wiederum mündet in einer Posttraumatischen Belastungsstörung, welche im schlimmsten Fall andauernde Persönlichkeitsveränderungen nach Extrembelastungen nach sich zieht.
 

«Mobbing ist die permanente Injektion mit einer Überdosis von Gefühlskälte.»

Franz Schmidberger (*1942), deutscher Publizist

Die Gefühle leiden

Auch die Gefühle werden selbstverständlich in Mitleidenschaft gezogen. Aufgrund der akuten Bedrohung werden Ängste zur handlungsleitenden Emotion. Man fühlt sich der Situation ausgeliefert, empfindet Ohnmacht, wird unsicher, misstrauisch und empfindlich. Um sich selbst zu schützen bildet man einen Schutzpanzer oder spaltet einzelne Gefühlsbereiche aus dem Erleben ab. Allmählich geht die Empathiefähigkeit verloren.

In einer derartigen Stresssituation werden Überlebensinstinkte wach, die archaische Reaktionsmuster auslösen: Kampf, Flucht oder Erstarrung. Das Ego zentriert sich immer mehr auf die unerfüllten sozialen Bedürfnisse nach Zugehörigkeit, Verbundenheit, Anerkennung, Wertschätzung etc. In Verstrickungen eines solchen Ausmaßes neigen Menschen (oftmals ohne es kontrollieren zu können) immer mehr dazu, frühkindliche Bewältigungsstrategien zu nutzen: Sie schreien sich an, erkranken, ziehen sich zurück oder bemühen sich verkrampft darum, immer alles richtig zu machen.

Was aber hilft den Betroffenen?

Was wirklich hilft, ist eine Therapie mit Fokus auf der Stärkung der eigenen Persönlichkeit und der Verhaltensmuster. Eine Methode, mit der sich bei einer Verbitterungsstörung gute Behandlungsergebnisse erzielen lassen, ist nach Prof. Dr. Michael Linden (ärztlicher Direktor des Reha-Zentrums Teltow)  die Weisheitstherapie, bei der «unlösbare Probleme» vorgestellt und diskutiert werden. Durch die Auseinandersetzung mit entsprechenden Konfliktsituationen, zu denen der Patient eine hinreichende emotionale Distanz hat, können Einsichten und Erkenntnisse gewonnen und diese dann auf die eigene Lebenssituation übertragen werden. Mittels eines mehrfachen Perspektivwechsels werden dabei die Empathiefähigkeit, die Emotionswahrnehmung und -akzeptanz, die Selbstdistanz sowie die Selbst- bzw. Anspruchsrelativierung gefördert. Ergänzt durch werterelativierende und humoristische Elemente kann die Verbitterung auf diese Weise schliesslich verarbeitet und die damit verbundene Aggression aufgelöst werden.

Quelle: Psyche-und-Arbeit.de

93
3 Min.

Mehr Wissen zu deinem Themenbereich?

Kommentar schreiben

Edgar Donzé, 29.02.2020, 00:00 Uhr
Magnifique. Que voilà une attitude responsable d'une assurance qui contraste avec celle de grands groupes qui n'ont de cesse que de nier les maladies quitte à payer des expertises plutôt que des assurés.
Nadine Graf, 02.03.2020, 10:41 Uhr
Bonjour Edgar, merci beaucoup pour votre commentaire positive! Nous vous souhaitons un bon début de la semaine. Meilleures salutations, Atupri