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Der Sommer kommt. Zeit also, ein verlängertes Wanderwochenende zu planen. Auf historischen Saumpfaden. Mit herrlichen Aussichten. Farbiger Flora. Gemütlichen Übernachtungen. Und leckerem Essen unterwegs.

Mit Bahn und Postauto reisen wir an. Zuerst durchs spannende Bergsturzgebiet Ruinaulta mit seinen Auenlandschaften, Kies- und Sandbänken. Und ab Versam-Safien durch das authentische Safiental mit seiner Valser Kulturlandschaft bis ganz ans Ende, zur Haltestelle und zum Kaffee im Turrahus.

Über den Safierberg, 2482m

Taleinwärts zeigt der Wegweiser Richtung Safierberg und Splügen. Vorbei am Hofladen, an neugierigen Ziegen, Kühen, dem Wasserfall ob Z’Hinderst (ganz hinten im Tal halt) folgen wir dem Saumpfad über Alpweiden und erste herrlich schöne (!) Blumenwiesen und viel Bündner Schiefergestein Richtung Pass. Bei der Militärbaracke aus dem 2. Weltkrieg sind wir oben, die Aussicht zurück ins Safiental ist schlicht grossartig. Früher wurden die Rinder aus dem Safiental über diesen Saumweg Richtung Lugano und von dort nach Norditalien getrieben und verkauft. Zurück brachte man Reis, Salz, Mais und Zucker. Der Abstieg Richtung Splügen im Rheinwald führt anfänglich durch ein langes, grünes und einsames Tal auf die Stutzalp. Ab dort sind wieder Wasserfälle, sanft geschwungene Alpweiden, Kühe und farbenprächtige Blumenwiesen (Orchideen) unsere Begleiter. Splügen ist ein schön erhaltenes, typisch schweizerisches Passdorf voller Geschichte, ehrwürdiger Palazzi und mit sonnenverbrannten Walserhäusern. Hier laden mehrere gute Hotels zum Übernachten ein, das schönste (und teuerste) ist wohl das traditionsreiche Hotel Bodenhaus direkt am Dorfplatz. Schon Friedrich Nietzsche hatte hier 1872 seinen Philosophenkopf aufs weiche Kopfkissen gebettet.

Über den Valserberg, 2503 m

Das Postauto bringt uns nach dem Frühstück nach Hinterrhein Dorf. Vor dort begleiten uns Bergwald, Alpweiden, Kühe, Matten voller Alpenflora und eine immer schöner werdende Aussicht auf dem Pfad bergan. Auf der Passhöhe schweift der Panoramablick über unzählige Gipfel und den Passo San Bernardino. Auch hier steht eine Sperrstelle aus dem 2. Weltkrieg. Hinunter Richtung Valsertal führt der historische Transitpfad durch ein riesiges Alpenrosenfeld, welches das Herz jedes Blumenfreundes höherschlagen lässt. Das Dorf Vals ist eine walserdeutsche Sprachinsel im rätoromanischen Val Lumnezia. Die Walser, hier die Oberwalliser, haben die Talschaften ab dem 14. Jahrhundert besiedelt und urbar gemacht. Das hübsche Bergdorf ist (welt)bekannt für seine berühmte Therme von Architekt Peter Zumthor. Wer durchs Dorf streift, stösst seit Kurzem auf das spannende Haus Bauma, welches vom japanischen Architekten Kengo Kuma entworfen wurde. 350 Tonnen Valser Stein wurden verbaut, an der Aussenfassade hängen abwechselnd Holz- und Steinplatten an Stahlseilen. Spannend! Wer in der Therme übernachten möchte, sollte unbedingt im Voraus reservieren. 

Über den Tomülpass, 2411 m

Wanderpuristen und -enthusiastinnen werden natürlich die gesamte Strecke von Vals nach Thalkirch wandern. Für alle anderen gibt’s den Valser Wanderbus (gratis), der das erste Stück bis Reifawald fährt. Und auch am dritten Tag: glotzende Kühe, grüne Alpweiden, farbige Alpenrosen, tosende Wasserfälle, glucksende Bergbäche. Auch der Tomülpass hat eine Geschichte, er ist nämlich kein berühmter historischer Transitpfad, sondern wurde im Sommer 1941 von polnischen Internierten gebaut. Vor ein paar Jahren sind die Trockenmauern und befestigten Wegkehren fachgerecht restauriert worden. Beim Passübergang unbedingt noch ein paar Meter zum Seeli hochgehen, dort steht nämlich der Wegweiser Richtung Atmosphäre und Mittelpunkt der Erde (6373,426 km). Mit Aussicht aufs mächtige Bruschghorn und die stolzen Anarosagipfel geht’s hinunter und zurück ins Safiental. Wo beim Turrahus meist schon das Postauto wartet. Aber halt: 3 Pässe. 3 Tage. Und nur 2 Übernachtungen? Da fehlen die 3. Nacht und das Erleben der Gastfreundschaft im Safiental. Ich empfehle den sympathischen Gasslihof in Thalkirch. Nur neun Wanderminuten entfernt. Denn aller guten Dinge (3+3+3) sind neun. Viel Spass unterwegs.

Karte Natur Kultur Familie Kondition Saison
50

Menzberg – Paradisli – Stächelegg – Napf – Trachselegg – Luthern Bad

 

Start Turrahus, Thalkirch im Safiental
Ziel Turrahus, Thalkirch im Safiental

Anreise

Mit öV via Versam-Safien
Rückreise

Mit öV ab Postautohaltestelle Turrahus, Safiental

Charakteristik

Anspruchsvolle Bergwanderung, auf rotweiss markierten Wanderwegen.

Route

Tag 1: Safiental/Turrahus, 1694m - Safierberg, 2482m – Splügen, 1458m

Tag 2: Splügen, 1458m – Valserberg, 2503m – Vals, 1251m

Tag 3 Vals, 1251m – Tomülpass, 2411m – Safiental/Turrahus, 1694m

Zeit

Tag 1: 5,5 Stunden, ohne Pausen

Tag 2: 6,0 Stunden, ohne Pausen

Tag 3: 5,5 Stunden, ohne Pausen

Distanz

Tag 1: 14 Kilometer

Tag 2: 15 Kilometer

Tag 3: 13,5 Kilometer

Höhendifferenz

Tag 1: 850/1050 Höhenmeter

Tag 2: 1000/1350 Höhenmeter

Tag 3: 1200/750 Höhenmeter

Ausrüstung Wanderausrüstung, Picknick, Feldstecher
Verpflegungsmöglichkeiten In den Talorten Thalkirch, Splügen und Vals
Wanderkarten 50'000 Nr. 257 Safiental und Nr. 267 Hinterrhein
Geheimtipps Tag 1 und 2: Orchideen am Wegrand. Tag 3: Kafi TälliHora im Gasslihof
Dominik Abt

Dominik Abt, Wanderleiter SBV, leitet Wanderungen und Trekkings in der Schweiz und weltweit.

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