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Schreiben. Auf Papier.

Schreiben
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Ein Plädoyer für den Brief

Ein Brief in der Post – früher etwas Alltägliches, heute schon etwas Besonderes. Ein Umschlag mit meinem Namen. Papier, knisternd und erfühlbar. Haptisch. Magisch.

Im E-Mail und Messaging-Zeitalter muss alles schnell gehen, rasch und unkompliziert. Hektisch werden papierlose Briefe um die Welt verschickt, ohne Sorgfalt, ohne Anrede und Signatur. Viel zu rasch sind Emotionen in ein paar Zeilen verpackt und schon weg – zu rasch zum noch einmal überdenken, und oft zu wenig bedacht.

Der Brief

Ein Brief ist Papier. Leeres Papier am Anfang – so leer, dass es Angst macht. Die Schreibhand ist eingerostet und will erst etwas trainiert werden auf einem Stück Papier. Datum, Anrede.

Löschen ist nicht so einfach wie auf dem PC. Am besten einen Entwurf schreiben und dann noch einmal lesen. Passt der Inhalt? Habe ich mich korrekt und richtig ausgedrückt? Viel mehr noch als in einer kurzlebigen Mail lässt uns ein Brief achtsam und sorgfältig schreiben.

Gedanken auf Papier

Papier ist, so sagt man, geduldig. Papier ist nachtragend, denn Papier bleibt. Der Brief, er wird zum Dokument, zum (Liebes-)Beweis. Er weckt Emotionen beim Empfänger, er wird weggelegt und noch mal gelesen. Und hoffentlich nicht gleich gelöscht, sondern sorgsam aufbewahrt. Emotionen auf Papier, Freude, Tränen, Liebe.

Die Feder

Schreiben erfordert ein passendes Werkzeug. Feder, Roller oder Kugelschreiber. Die Spitze gleitet über das Papier und bahnt dem Inhalt einen Weg. Blau oder schwarz auf dem Papier, nass glänzend und dann trocknend. Der Stift muss zur Hand passen, er wird zur Verlängerung meiner Gedanken.

Der Briefumschlag

Ein geheimnisvolles Versteck für meine Gedankenflüge. Er versteckt und weckt Hoffnungen. Er trägt meine Gedanken und meine Gefühle zum Empfänger, zur Empfängerin. Liegt unscheinbar zwischen Werbung und Zeitungen im Briefkasten, bis er – entdeckt – den Weg zum Leser findet.

Kostbar und nachhaltig. Ein Brief.

«Deshalb sind Briefe so viel wert, weil sie das Unmittelbare des Daseins aufbewahren.»

Johann Wolfgang von Goethe, deutscher Dichter (1749–1832)

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