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MYH gebrochenes Herz Syndrom
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Gebrochenes-Herz-Syndrom

Kann man daran sterben?

 

Mythos oder Wissenschaft?

Wenn die grosse Liebe zerbricht, so sagt man, dann zerbricht einem auch das Herz. Das Gefühl, dass man vor Verzweiflung kaum Luft bekommt und sich eine kalte Hand ums Herz legt, kennen sicher viele von Euch. Dass Menschen jedoch an gebrochenem Herzen sterben können, galt lange als Mythos. Erst seit wenigen Jahren beschäftigen sich Ärzte und Hirnforscher mit dem medizinischen Phänomen des «Broken-Heart-Syndroms». Was man inzwischen weiss: Das Broken-Heart-Syndrom kann unbehandelt genauso lebensbedrohlich sein wie ein Herzinfarkt.

 

Ein Herz wie eine Tintenfischfalle

Man geht davon aus, dass ca. 2% aller Patienten, die mit den Symptomen eines Herzinfarktes zum Arzt gehen, am Broken-Heart-Syndrom leiden. Sie verspüren starke Brustschmerzen, Atemnot und Ohnmachtsanfälle, und sowohl EKG als auch Blutwerte zeigen Veränderungen wie bei einem «echten» Herzinfarkt.

«2 % aller Patienten leiden in Wirklichkeit an einem gebrochenen Herzen.»

Bei der üblichen Herzkatheter-Untersuchung findet man jedoch keine verstopfte Herzkranzarterie, wie sie für einen Herzinfarkt kennzeichnend ist. Stattdessen erkennt man eine für das Broken-Heart-Syndrom typische Verformung des Herzens: Die gesamte Herzspitze zeigt eine grosse Ausbeulung und ist wie gelähmt, so dass sie nicht mehr pumpen kann. Weil die linke Herzkammer in diesem Zustand aussieht wie ein japanischer Tonkrug, nennt man das Broken-Heart-Syndrom «Taku-Tsubo-Kardiomyopathie» (Taku Tsubo ist Japanisch für Tintenfischfalle – ein Tonkrug mit schmalem Hals und gewölbtem Körper).

 

Wie Herz und Hirn zusammenhängen

Was genau das Syndrom verursacht, ist wissenschaftlich noch nicht genau geklärt. Fast alle Betroffenen berichten übereinstimmend von einem emotionalen Schockerlebnis unmittelbar vor der Erkrankung – zum Beispiel der plötzliche Tod eines Lebenspartners, dramatischer Liebeskummer, die Diagnose einer schweren Krankheit oder ein heftiger Streit. Man vermutet, dass die exzessive Ausschüttung von Adrenalin und Noradrenalin in so einer psychischen Ausnahmesituation die Durchblutung der kleinen Blutgefässe im Herz stört und so die Symptome auslöst.

Doch auch die Verbindung von Herz und Hirn ist hier interessant: Aktuelle Hirnforschungen zeigen, dass die beiden viel enger miteinander verbunden sind als bislang angenommen. Das Herz sendet genauso Signale ans Hirn, wie umgekehrt das Hirn die Herzfunktion beeinflusst – eben auch im Fall von massivem emotionalen Stress.

 

Heilt das Herz ohne Narben?

Auch wer keine so dramatischen Auswirkungen von Liebeskummer erlebt, weiss, wie lange ein gebrochenes Herz braucht, um wieder zu heilen. Die gute Nachricht ist, dass es sich zumindest aus medizinischer Sicht wieder ohne Narben komplett erholt. Ob auch Eure Seele grossen Liebeskummer spurlos übersteht, können wir Euch leider nicht sagen. Wichtig ist: Wenn Eure Trauer so mächtig ist, dass Ihr das Gefühl habt, nicht mehr allein damit klarzukommen, lasst Euch helfen – im Zweifelsfall auch professionell durch einen Psychiater oder Psychotherapeuten.

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