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myh 582 Kinder und Schlafen
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Schlaf, Kindlein, schlaf

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Wann können Kinder alleine einschlafen?

Nacht für Nacht die gleichen Szenen: Das Kind will nicht einschlafen, tobt herum, kann sich nicht entspannen. Mama oder Papa sitzen stundenlang am Bett, bis es endlich wegdämmert. Wann kehrt endlich Ruhe ein?

Das stellen sich viele Eltern anders vor: Nach der Babyzeit, so denken sie sich, wird das Kind am Abend schön ins Bett gehen und friedlich schlafen. Weit gefehlt! Das kennen viele Eltern – das Kind hat Alpträume, schläft nicht durch, klettert Nacht für Nacht zu den Eltern ins Bett.

Natürlich können solche Probleme auch organische Ursachen haben. Das sollte man nie ausser Acht lassen und entsprechend auch von Fall zu Fall den Kinderarzt konsultieren. Aber es kann durchaus auch sein, dass die Eltern selbst die Ursache des Problems sind mit dem Bemühen, es dem Kind möglichst angenehm und schön zu machen.

Gewohnheiten schaffen Sicherheit

Viele Mamas und Papas erinnern sich vielleicht selbst daran, dass sie von ihren Eltern immer zur gleichen Zeit ins Bett gesteckt wurden – unter Protest natürlich. Das ist eigentlich immer noch eine gute Idee, aber ein Kind hat noch kein Bewusstsein dafür, dass jetzt Zeit ist. Deswegen ist es wichtig, dem Kind schon früh genug zu signalisieren, dass jetzt dann Zeit ist, und gewisse Rituale zu schaffen, damit es in Ruhe herunterfahren kann.

Licht aus – auch von Labtop & Co.

Das Sandmännchen im Fernsehen darf ja noch sein, aber unmittelbar vor dem Einschlafen sollten die Lichtquellen von Smartphones, Labtops und TVs tabu sein, denn sie bedienen sich der Lichtquellen im blauwelligen Frequenzbereich. Abends ist aber in der Natur das rotwellige Licht vorhanden, und deshalb macht uns das blauwellige eher munter als müde und stört die Ausschüttung des Hormons Melatonin, das für den Körper das Schlafsignal darstellt.

Filme begleiten bis in den Schlaf

… und das kann ganz verkehrt herauskommen. Je jünger ein Kind ist, desto mehr verschwimmt die Grenze zwischen Realität und Fantasie. Der Hai aus dem Naturfilm vom Nachmittag taucht dann plötzlich in den Träumen auf und verursacht Ängste. Kleinere Kinder soll man selbst beim Sandmännchen begleiten.

Rituale helfen

Pijama anziehen, Zähne putzen, ab ins Bett und dann: Volles Programm der Eltern? Zu viel muss da auch nicht sein. Wichtig ist, dass es immer das gleiche ist, das verschafft dem Kind eine gewisse Sicherheit. Selbst wenn es die gleiche Geschichte zigmal hören oder das immer gleiche Lied singen möchte: Das Immer-Gleiche beruhigt.

Allein schlafen und allein durchschlafen

In der Regel ist ein Kind etwa ab dem fünften Monat in der Lage, allein einzuschlafen und sich in der Nacht auch selber zu beruhigen, wenn es aufwacht. Diese Fähigkeit kann allerdings gestört werden, wenn Eltern bei jedem Mucks gleich reagieren, und als Reaktion wird das Kind die Anwesenheit der Eltern immer weiter brauchen, weil es nicht gelernt hat, sich selbst zu regulieren. Besser ist es, das Kind liebevoll zu begleiten und es dabei zu unterstützen, dass es sich sicher fühlt – und dann alleine einschlafen lassen.

Und wenn es im Elternbett schläft?

Jedes Kind klettert zu Mama und Papa ins Bett, wenn es nachts aufwacht und nicht mehr einschlafen kann. Das Kind will einfach sicher sein, dass die Eltern da sind! Spätestens im Schulalter sollte man das Kind aber motivieren, in seinem eigenen Bett zu schlafen.

Quelle:

Interview mit Barbara Schneider (Kinderärztin), erschienen in «Welt» (Autorin: Helen Schiek).

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