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Pauken. Merken. Speichern. Lernen.

Lernen
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Lernen – wie geht das?

Durch Lernen können wir unser Verhalten, Denken oder auch unsere Gefühlswelt nachhaltig verändern. Interessant ist dabei, dass Lernen nicht einmal absichtlich passieren muss. Doch dass unser Hirn nicht immer so funktioniert, kann jeder bestätigen, der schon einmal ein irgendein Lied gehört und im Anschluss einen Ohrwurm davon hatte. Zu lernen bedeutet deshalb nicht bloss stumpf zu «pauken».

Das Gehirn erbringt Höchstleistungen

Aber wie und wo passiert das Lernen eigentlich? Beim Lernen spielen zwei Dinge eine entscheidende Rolle – das Gehirn und Neuronen. Beim Lernen baut das Gehirn sogenannte Neuronenpopulationen auf. Jeder Mensch wird mit etwa 100 Milliarden Neuronen geboren. Diese sind zunächst aber nur geringfügig miteinander verknüpft. Im ersten Jahr wird das Gehirn eines Neugeborenen deutlich grösser; seine Masse vergrössert sich von anfangs ca. 250 g auf rund 750 g – und das nur durch Lernen!

Unser Gehirn muss jedoch nicht nur ungeheure Höchstleistungen dabei erbringen, Dinge abzuspeichern, sondern auch dabei, diese zu sortieren oder besser gesagt auszusortieren. Etwa 10 Milliarden Informationen treffen pro Sekunde nämlich auf unser Gehirn, wovon gerade einmal 20 Informationen bewusst aufgenommen und bei Bedarf weitergeleitet werden. Der Rest wird aussortiert. Aus gutem Grund: Anderenfalls wäre unser Gehirn völlig überfordert.

Kettenreaktionen im Gehirn

Arbeitet unser Gehirn, senden die Neuronen elektrische Signale an die Synapsen ab, die Schaltstellen des Gehirns. Diese Signale werden in Form von Botenstoffen weitergeleitet an weitere Neuronen. Mithilfe dieser Kettenreaktionen leitet das Gehirn Signale an die richtigen Stellen geleitet bis sie schliesslich bei unseren Muskel-, Sinnes- oder Drüsenzellen ankommen. In diesem Netzwerk ist all unser Wissen verankert.

Werden diese Kettenreaktionen regelmässig an den gleichen Stellen ausgelöst, dann erhöht sich die Menge der ausgeschütteten Botenstoffe, es entstehen zusätzliche Rezeptoren oder aber die Kontaktflächen der Synapsen wachsen. Anders formuliert: Wenn wir etwas bestimmtes vertieft und wiederholt lernen, dann nimmt unser Gehirn automatisch ein Feintuning vor.

Man benutzt nie zweimal dasselbe Gehirn

Unser Gehirn ist somit ausgesprochen flexibel. Bei allem, was das Gehirn macht, verändert es sich zugleich. Dabei schafft es ganz neue oder aber stärkere Verknüpfungen.

Daher kann man sagen: Lernen erfolgt in mehreren Schritten. Lernen wir etwas zum allerersten Mal, so fällt uns das Verarbeiten der neuen Informationen schwer. Wenn wir etwas Neues lernen, müssen wir uns nämlich besonders darauf konzentrieren und Fortschritte sehr bewusst herbeiführen.

Setzen wir das Gelernte allerdings fort oder wiederholen die Übung, dann bauen wir auf dem Gelernten auf, entdecken wieder Neues oder schaffen Schlussfolgerungen. Sind bereits Verknüpfungen hierzu im Gehirn angelegt, lernen wir zwar nach wie vor Neues, aber es fällt nicht mehr so schwer.

 

«Lernen ist wie Rudern gegen den Strom. Hört man damit auf, treibt man zurück.»

Laotse, chinesischer Philosoph (6. Jh. vor Christus)

Lernen nicht zu verwechseln mit Gedächtnis

Viele setzen Lernen mit der Fähigkeit gleich, sich an etwas zu erinnern. Damit wird der Begriff des Lernens also mit dem Gedächtnis gleichgesetzt. Allerdings muss man hier unterscheiden: Beim Erinnern rufen wir Informationen ab, die zuvor gespeichert wurden. Hat man etwas gelernt, ist aber mehr passiert: Das Gehirn hat eine neue Erwartungshaltung geschaffen. Früher war das überlebenswichtig: Wer Situationen frühzeitig korrekt einschätzen konnte, hatte bessere Überlebenschancen.

Auch Intelligenz kann man lernen

Auch wie intelligent wir sind, können wir durch Lernen beeinflussen. Darüber entscheiden nämlich nicht bloss unsere Erbanlagen. Sicherlich spielt dabei auch eine Rolle, mit welchem Potenzial man auf die Welt kommt. Wie man dieses Potenzial jedoch weiterentwickelt und entfaltet, ist von der individuellen Entwicklung abhängig.

Wer also regelmässig gefordert und gefördert wird, schafft mehr Verknüpfungen in seinem Gehirn als jemand, der ohne Anreize aufwächst und wird somit intelligenter.

Fazit

Wenn wir lernen, dann entsteht nicht bloss ein Wissenszuwachs. Durch Lernen werden wir intelligenter oder können damit sogar Krankheiten wie Demenz entgegenwirken. Beim Lernen werden also nicht bloss biochemische Reaktionen losgestossen, wir rufen damit jedes Mal eine Änderung hervor. Allein deshalb lohnt es sich, auch im fortgeschrittenen Alter noch etwas Neues zu lernen!

 

Quelle: Max-Planck-Gesellschaft

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