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Musiktherapie

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2 Min.

Musiktherapie: Wie Musik uns heilen kann

Immer wieder hört man von Menschen, die durch Musik aus dem Koma erwacht sind. Musik, so sagt man, hat echtes Heilungspotential. Aber wie effektiv ist es, und wo wird die Kraft der Musik bereits therapeutisch eingesetzt? Hier stellen wir Euch 7 Einsatzgebiete der Musiktherapie vor.

Frühgeborene 
Am Universitätsspital Zürich, am Inselspital Bern und in vielen weiteren Spitälern wird die Musiktherapie eingesetzt, um die Entwicklung der Frühgeborenen zu fördern und den Stress, den sie auf der Intensivstation erleben, zu mindern. Durch Vorsingen, Summen und Spielen von Instrumenten werden die Babys dabei unterstützt:

  • sich zu entspannen
  • sich zu stabilisieren
  • ruhiger und regelmässiger zu atmen
  • ruhiger und tiefer zu schlafen
  • Dinge wahrzunehmen und sich zu orientieren
  • Kontakt und Zuwendung zu erleben

Nicht nur bei Frühgeborenen wirkt die Musiktherapie. Ganz unbewusst werden Kinder mit Liedern beruhigt, wenn sie quengeln oder schlafen sollten. Wie oft haben deine Eltern dir das «Schlaf, Kindlein schlaf»-Lied vorgesungen?

Sprachtherapie
Da Musik und Sprache ähnliche neuronale Netzwerke im Hirn benutzen, wird Musiktherapie unter anderem eingesetzt, um Stottern zu mindern. Bei Berufsmusikern sind die Sprachzentren vergrössert, was auf einen Zusammenhang zwischen Musik und Sprachfertigkeiten deutet.

Schmerztherapie 
Die Musik wird eingesetzt, um die Aufmerksamkeit auf positive Emotionen und Assoziationen mit guten Erlebnissen zu lenken. Man wird sozusagen abgelenkt, vergisst den Schmerz und erinnert sich an schmerzfreie Zeiten. Interessanterweise belegte eine Studie von britischen Forschern, dass Schmerzempfindung und Angstgefühle nach einer OP geringer waren, wenn die Patienten vor, während oder nach einer Operation Musik hörten.

Depression 
Regelmässiges Hören von Musik kann bei leichten bis mittelschweren Depressionen eine merkliche Stimmungsverbesserung bewirken. Je nachdem können dadurch auch entsprechende Medikamente abgesetzt werden. Der positive Effekt kann der emotionalen Wirkung der Musik, die durch einen Hormoncocktail begleitet wird, zugeschrieben werden.

Tinnitus 
Egal ob ein Tinnitus durch zu laute Musik oder sonstige Lärmbelastung entstanden ist: Speziell bearbeitete Musik kann Tinnitus-Patienten helfen, das störende Pfeifen im Ohr wieder loszuwerden. In einer Studie konnten erstaunliche 80 Prozent der Tinnitus-Patienten weniger oder keine Pfeif- und Piepsgeräusche mehr hören, nachdem sie in zehn Sitzungen ausgewählte Musik zu hören bekamen.

Schlaganfall 
Eine Untersuchung von Schlaganfall-Patienten mit einem gelähmten Bein lieferte erstaunliche Ergebnisse. Während die Hälfte der Patienten das Gehen mit Musik übte, trainierte die andere Hälfte im Stillen. Die von der Musik angefeuerten Patienten waren nach drei Wochen flotter und ausdauernder unterwegs als diejenigen, die ohne Musik üben mussten. Zu den weiteren positiven Effekten durch Musik für Schlaganfall-Patienten gehören eine erhöhte Aufmerksamkeitsspanne, eine bessere Sprachkompetenz und ein besseres Gedächtnis. Musik kann uns also offensichtlich bis zu einem gewissen Grad tatsächlich heilen.

Demenz 
Wie bei den Schlaganfall-Patienten kann die Musiktherapie auch bei Demenzerkrankten Erfolge verzeichnen. So können dank der ganz persönlichen «Musikbibliothek» im Gedächtnis eines Patienten verblasste Erinnerungen zurückgeholt, Lebensfreude bereitet und positive Erlebnisse geschaffen werden. Gemeinsames Singen kann sogar Aggressionen mildern.

Übrigens: Gemeinsames Musizieren fördert gemäss einer Langzeitstudie die kognitive Leistungsfähigkeit von Menschen über 75 Jahren. Wieso also nicht mal das verstaubte Gesangsbuch mit den Grosseltern aufschlagen?

Wichtig ist, dass die Musik zum individuellen Geschmack passt - egal, in welchem Gebiet sie therapeutisch eingesetzt wird. Denn dass uns Musik heilen und positive Auswirkungen auf unseren Körper haben kann, ist offensichtlich. Und eines ist ganz sicher: Musik verbessert unsere Lebensqualität und auf verschiedene Weise. Genau wie der Musikgeschmack ist das Resultat jedoch von jedem individuell abhängig.

Quellen:
Eckart Altenmüller, Musik und das Gehirn, tk.de
Eckart Altenmüller, Musik in der Medizin, tk.de
Gunter Kreutz, Singen und Wohlbefinden, tk.de

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