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Ist jetzt im März schon Frühling oder ist nochmals Schnee angesagt? Auf der Alpensüdseite ist der Lenz mit Sicherheit weiter fortgeschritten als auf der Alpennordseite. Also auf, durch den Simplontunnel, südwärts nach Martigny.

 

In Martigny steigen wir auf das Postauto nach Branson, Pont du Rhône um. Nach sechs Minuten steigen wir wieder aus. Und schon stehen wir unterhalb eines kleinen, wunderschönen Naturschutzgebietes von Pro Natura: Mont-Rosel, Les Follatères. Es ist eines der artenreichsten Gebiete der Schweiz und beherbergt viele seltene Tier- und Pflanzenarten. Der Grund dafür sind die sonnige Lage sowie das Zusammentreffen der beiden Klimas von Genfersee und Walliser Alpen. Und auch die Geologie trägt dazu bei: Hier treffen Flysch- und kalkhaltiges Gestein auf Granit und Gneis der Alpen. Der grösste Teil des Gebietes, durch das diese Wanderung führt, gehört Pro Natura, sie konnte hier rund 4000 m2 Weinbergparzellen erwerben. 

 

Es kreucht und fleucht, summt und brummt 

Wir überqueren den Kanal auf der kleinen Brücke zum Parkplatz mit WC. Hier folgen wir nicht der asphaltierten Strasse, sondern halten rechts hoch via Champ Neuf zum Chemin de la Vignette und wandern Richtung Osten nach Branson. Schon sind wir mitten im südlichen Klima, umgeben von Weinbergen, Trockenmauern, Felsen und blühenden Wildblumen. Im malerischen Weindörfchen Branson halten wir beim Graffiti mit dem Wanderer an der Hauswand links hoch. Mächtige, alte Kastanienbäume empfangen uns. Wir folgen dem Wanderweg geradeaus (links ab) in den Wald hinein, Richtung Westen zu Punkt 1014 / La Forcla. Ein wunderschöner Wanderweg führt bergan durch Eichenwälder, Steppenlandschaften, Felsen und Hecken. Es kreucht und fleucht, summt und brummt: Smaragdeidechsen, Blindschleichen, Singvögel (u.a. Nachtigall, Zippammer), Schmetterlingshafte, Segelfalter, Aurorafalter, Zikaden u. a. m. Und auf Schritt und Tritt recken Blumen ihre farbigen Köpfe in die Höhe (u.a. speziell: Frühlingslichtblume) und zarte Orchideen locken zum Niederknien und Fotografieren. Bei der 800-Höhenmeter-Marke empfängt uns ein schattiger Wald mit einem Brunnen. Wir zickzacken weiter bis zur Asphaltstrasse, dort suchen wir uns einen Weg durchs Gebüsch linkerhand und geniessen das Picknick auf einem Felsen mit herrlicher Aussicht über das Rohneknie und auf die Berge vis-à-vis. 

 

Windig über dem Rohneknie 

Wir folgen der asphaltierten Strasse abwärts, bis wir wieder auf den Wanderweg des Aufstiegs stossen. Diesen wandern wir hinunter bis zur Verzweigung kurz oberhalb von 600 Höhenmetern. Hier biegen wir nach rechts ab und marschieren weiter über Les Tâches zum Punkt 593 m, Les Follatères. Die Farbenpracht der Blumen, Orchideen, Bäume und Büsche ist gewaltig und das Vogelkonzert begleitet uns nonstop. Bei Punkt 593 m erwarten uns einige markante Felsen, alte Bunker und Befestigungsanlagen der Armee sowie ¬– je nach Wetter – ein stürmischer Windkanal. Unter uns ändert die Rhone ihre Fliessrichtung von Ost nach West um 90 Grad nach Norden, wo sie in den Genfersee hineinfliesst. Ich stand schon hier, genoss den Tiefblick und konnte mich im stürmischen Wind kaum auf den Beinen halten. Nachdem wir die Frisuren wieder einigermassen gerichtet haben, folgen wir dem Wanderweg 600 Meter zurück und halten bei der Verzweigung abwärts, zurück zum Ausgangspunkt, zu Parkplatz und Postautohaltestelle. Auf der anderen Strassenseite wartet das Nicollier. Hier kann man sich vor der Heimreise nach Norden mit einem Apéro belohnen und Walliser Spezialitäten einkaufen.

Karte
50
StartBranson, Pont du Rhône (VS)
ZielBranson, Pont du Rhône
Anreisemit öV oder PW bis Postautohaltestelle Branson, Pont du Rhône
Rückreisemit öV oder PW
Charakteristiknaturkundlich spannende Wanderung mit viel Sonne in quasi mediterraner Landschaft mit herrlicher Aussicht
RoutePont du Rhône, 460 m – Branson, 503 m – unterhalb La Forcla, 1014 m – Pt. 600 m – Les Follatères, 593 m – Pont du Rhône, 460 m
Zeit4 Stunden (ohne Pausen)
Distanz8,8 Kilometer
Höhendifferenz690/690 Höhenmeter, geht easy, da so viel Spannendes unterwegs!
AusrüstungWanderausrüstung, Picknick, gute Schuhe, Feldstecher, Bestimmungsliteratur und/oder -apps
VerpflegungsmöglichkeitenNicollier, vis-à-vis Parkplatz
Wanderkarte1:25’000 Nr. 1325 Sembrancher / 1:50’000 Nr. 282 T Martigny
Geheimtippdas Nicollier, vis-à-vis Parkplatz, dort gibt’s nach der Wanderung einen feinen Apéro mit Walliser Spezialitäten.

 

Dominik Abt

Dominik Abt, Wanderleiter SBV, leitet Wanderungen und Trekkings in der Schweiz und weltweit.

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