Direkt zum Inhalt

Wundermittel Bewegung

 Rückenschmerzen
75
91
3 Min.

Weniger Rückenschmerzen dank mehr Bewegung

Die Menschheit sucht gerne nach Wundermitteln und vergisst den Wert der Bewegung. So ist es auch, wenn es um die Prävention und die Therapie von chronischen oder akuten Rückenschmerzen geht.

Rückenschmerzen gelten heute als eine der populärsten Volkskrankheiten. Untersuchungen zufolge kennen rund 80% der Bevölkerung Rückenschmerzen aus eigener Erfahrung. So verbreitet wie sie sind, so vielseitig können sie sein. Vom Hexenschuss mit Schmerzen über einige Tage verteilt, bis hin zu chronischen, unspezifischen Schmerzen, ist alles vertreten. Gemäss einem Review aus über 85 verschiedenen Studien zum Thema zeigt sich, dass in der Behandlung sowie der Prävention Bewegung, Bewegungstherapie und das richtige Verhalten, wie z.B. rückengerechtes Heben, an der Spitze stehen.

Sitzen ist das neue Rauchen

Früher war für die Probleme an der Wirbelsäule vor allem Schwerstarbeit verantwortlich, wie sie im Baugewerbe und der Landwirtschaft gefordert wurde. Heben von grossen Lasten, ständiges Bücken, Strecken und Ziehen nutzten Bandscheiben, Knorpel, Gelenke und Knochen rasch ab. Heute ist nicht mehr das «zu viel», sondern das «zu wenig» eine der Hauptursachen für die Beschwerden am Bewegungsapparat. Mangelnde Bewegung, stundenlange sitzende Tätigkeiten oder kaum Bewegung in der Freizeit führen zu Fehlhaltungen und zum Verkümmern der Muskulatur. Davon betroffen sind längst nicht mehr nur Erwachsene, denn der Schulalltag und die Freizeitgestaltung von Kindern und Jugendlichen begünstigen die Entstehung von Rückenschmerzen.
Neben der Muskulatur profitieren auch die Bandscheiben von gezielten und ungezielten Aktivitäten. Der Bewegungsreiz sorgt dafür, dass sie mit ausreichend Flüssigkeit und Nährstoffen versorgt werden. Andernfalls werden sie dünn, spröde und verlieren ihre Elastizität.

Der negative Faktor «Bewegungsmangel» verstärkt und erhält sich quasi von selbst, indem er für einen Teufelskreis sorgt: Wer zu viele Kilos auf den Rippen trägt, der treibt in der Regel weniger gern Sport. Dies wiederum fördert die obigen Risikofaktoren. Zusätzliche Kilos belasten die Wirbelsäule, nutzen den Bewegungsapparat mehr ab und lösen Rückenschmerzen aus oder verstärken sie. Stillhalten aufgrund der Schmerzen hilft hier nicht, im Gegenteil.

Psychostress führt zu Verkrampfungen

Auch psychische Belastungen können Rückenschmerzen verursachen. Unter Stress erhöht der Körper die Muskelgrundspannung. Dauert dieser Zustand an, ziehen sich die Muskeln zusammen, verkrampfen und verhärten sich. Durch diese Anspannung können sich Sehnen und Bänder verkürzen und damit die Statik der Wirbelsäule verändern, Fehlstellungen provozieren und Schmerzen auslösen. Mittel gegen Verkrampfungen sind passive Methoden wie Massagen oder Bäder. Einmal mehr steht allerdings auch gegen dieses Leiden Bewegung auf Platz Eins.

Schonungs- Vermeidungszyklus

Schmerzen sind nicht selten dazu da, den Körper zu schützen. Wer den Körper allerdings zu stark schont und jedem Schmerz ausweicht, der läuft Gefahr, das Gegenteil zu bewirken. Durch zu wenig Belastung wird der Körper aufgrund von Degenerationsprozessen anfällig für Schmerzen und Verletzungen. Schmerzen im Rückenbereich führen nicht selten zu einem Angst- und Vermeidungsverhalten und damit zu weniger Bewegung. Das wiederum führt zur Rückbildung von wichtiger Muskulatur, zu Verspannungen und zu Verkrampfungen durch die Schonhaltung. Für Patienten heisst es also eher raus aus der Komfortzone, falls es der Arzt nicht anders angeordnet hat, und ran an ein Trainingskonzept für die Rumpfmuskulatur.

91
3 Min.

Mehr Wissen zu deinem Themenbereich?