Direkt zum Inhalt
Nervenfutter
100

Warum isst du bei Stress?

91
3 Min.

Ich brauche Nervenfutter!

Die Popcornpackung im Kino ist schon vor dem Hauptfilm leer und die Schokolade, Nüsse und Dörrfrüchte in der Tischschublade sind die Beruhigungstropfen nach einer schwierigen Sitzung. Unser Essverhalten verändert sich, wenn wir gestresst oder abgelenkt sind. Man spricht dann oft auch von Nervennahrung.

Um zu verstehen, wieso viele Menschen bei Stress vermehrt zu Süssem, Salzigem, Nüssen, Dörrfrüchten und anderen kleinen Knabbereien greifen, müssen wir den Vorgang von der Stressbewältigung verstehen.

Wie Stressbewältigung funktioniert

In unserem Alltag gibt es viele Aussenreize, die je nach Situation und Verfassung einfacher oder schwerer zu meistern sind. So kann eine hohe Arbeitslast gut gestemmt werden, wenn beispielsweise ein tolles unterstützendes Team zur Seite steht oder Termine flexibel gestaltet werden können. Hilfreich ist beispielsweise auch, wenn die Arbeit mit viel Sinnhaftigkeit verbunden ist und man genau weiss, weshalb die Mehrarbeit gerade wichtig ist.

Fehlt es aber beispielsweise an Unterstützung und man muss sich an starre Arbeitsstrukturen halten, kann Stress entstehen.

Frühkindliche Prägung

Stress löst in unserem Körper einen Zustand der Anspannung aus. Negative Gefühle, wie Aggression, Trauer oder Frustration können die Folge sein. Der Mensch ist ein Wesen, das lieber positive anstatt negative Gefühle erlebt. So weit so klar. Erleben wir also starke negative Emotionen, versuchen wir, diese automatisch zu reduzieren. Entweder können wir mit unserer Vorgesetzten sprechen und eine Lösung für die Arbeitslast finden oder wir greifen zu unseren lang trainierten Strategien gegen die negative Emotion. Als Kind griffen wir vielleicht automatisch bei Unruhe zum Schnuller, wenn wir traurig waren hat uns die Oma eine heisse Ovi gemacht und wenn wir uns belohnen wollten, verwöhnten wir uns mit unserem Lieblingssnack.

Negative Emotionen wegfuttern

So entsteht die frühe Kopplung von Essen und Emotion. Wir lernen und üben Gewohnheiten ein und sind Meister darin, diese bei Bedarf abzurufen. Bei Stress greifen wir also schneller mal zu einem knusprigen, knackigen, süssen, salzigen oder einfach verfügbaren Snack und Futtern damit die Nerven zufrieden. Ein bekanntes Beispiel ist auch das Kaugummikauen bei Nervosität. Der Kauvorgang an sich kann bereits eine entspannende Wirkung haben. Die regelmässige Bewegung und Muskelarbeit des Kiefers baut Anspannung ab. Langfristig verkrampft sich jedoch die Kiefermuskulatur, was wiederum Spannungskopfweh, Nackenschmerzen und Muskelkater im Kiefer fördern kann.

Die Strategie ändern

Anstatt die Schokolade in der Arbeitsschublade durch Mandeln und die vermeintlich ungesunden mit vermeintlich gesunden Knabbereien zu ersetzen, lohnt sich die Selbstbeobachtung. Wann greife ich zu Knabbereien? Welche anderen Handlungen können mich beruhigen? Wie kann ich die negativen Gefühle angehen und versuchen zu lösen? Eine bewusste Auseinandersetzung mit Gewohnheiten kann uns Neues lernen und Alternativen aufzeigen.

Also vielleicht nach der nächsten mühsamen Sitzung lieber kurz die Kopfhörer anziehen und ins Lieblingslied eintauchen, anstatt eine Knabberorgie zu veranstalten.

91
3 Min.

Mehr Wissen zu deinem Themenbereich?

Kommentar schreiben