Immer so müde...
Ich bin so schlapp...
Unterschätzte Befindlichkeitsstörung: Der Übergang vom Winter zum Frühling macht vielen Menschen zu schaffen.
Eigentlich gibt es sie gar nicht: die Frühjahrsmüdigkeit, zumindest nicht in der Welt der reinen Wissenschaft. «Es sind zwar Hunderte von Studien gemacht worden», sagt Neurologe Philipp Valko (43) vom Universitätsspital Zürich. «Aber mir ist keine einzige bekannt, die sich explizit mit der Frühjahrsmüdigkeit befassen würde.»
Valko hat zum Phänomen Müdigkeit habilitiert und sich auf die Schlafmedizin spezialisiert.
Mehr als als jeder Zweite betroffen
Hierzulande leiden laut Umfragen 50 bis 70 Prozent der Bevölkerung unter der Frühlingsmüdigkeit. Im Übergang vom Winter zum Frühling passiert laut Valko «einiges» im Körper:
Hormonchaos
Die im Frühling wieder länger scheinende Sonne kurbelt die Serotoninproduktion an. Gleichzeitig ist das für den Schlaf zuständige Melatonin noch immer aktiv. Das Zusammenspiel der beiden Stoffe macht den Körper müde. Dazu kommen häufig markante Temperatur- und Wetterwechsel. Dieses führt zu grösseren Blutdruckschwankungen. Und diese wiederum setzen dem Körper zu.
Allergien
Im Frühjahr erwacht die Vegetation. Bäume, Sträucher und Pflanzen fangen an zu blühen, die Luft ist mit Pollen angereichert. Allergiker sind auch gefährdeter als Gesunde, von der Frühlingsmüdigkeit befallen zu werden. «Denn», erklärt Philipp Valko, «eine Autoimmunerkrankung wie eine Allergie ist immer auch eine zusätzliche Belastung für den Organismus.»
Zeitumstellung
Durch die Zeitumstellung gerät die innere Uhr gehörig durcheinander. «Eine gesunde Person braucht rund eine Woche, bis sie sich auf die neue Zeit eingestellt hat», weiss Valko aus seiner Praxis. «Bei vorbelasteten Menschen hingegen dauert es deutlich länger.»
Symptome ernst nehmen
Hausarzt Beat Rössler in Niederbipp BE registriert Ende Winter regelmässig Patienten, die müde und ausgelaugt seien. Doch wenn Rössler dann auf die Suche nach der Ursache geht, lasse sich meistens kein konkreter Befund nachweisen. Der Hausarzt empfiehlt dann seinen Patienten, erst einmal genügend zu schlafen und sich ausgewogen und vitaminreich zu ernähren. Wenn er sie dann jeweils im Sommer wieder sehe, so Rössler, sei bei den meisten die Lebenskraft wieder spontan zurückgekehrt.
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