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Lustvoll essen

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3 Min.

Liebe geht durch den Magen

Wie die Intimität der Liebe auch beim Essen von spannend zu spannungsvoll wechseln kann.

Die Kennenlernphase bei einer neuen Liebe ist aufregend, lässt Gefühle verrückt spielen, die Gedanken kreisen und Schmetterlinge im Bauch flattern. Dann wird sogar das Essen zur Nebensache und der Appetit schwindet. Bedürfnisse wie Essen, Trinken oder Schlafen werden auf einen Schlag sekundär. Die Aufmerksamkeit ist ganz beim anderen Menschen.

Essen als erotisches Erlebnis

Das erste Verliebtsein kann aber auch mit der sinnlichen Wahrnehmung der Kulinarik verbunden werden. Im Restaurant sieht man verliebte Pärchen, die einander mit den edlen Speisen füttern und in romantischen Filmen wird die Liebesszene mit einer Kombination aus Erdbeeren und Champagner untermalt. Ein Zusammenhang zwischen der körperlichen Lust und der kulinarischen Sinneserfahrung scheint naheliegend. Mit der Lust auf das Neue, überwinden so manche die eigenen Barrieren, probieren unbekannte Speisen aus oder lassen sich von der Neugierde sprichwörtlich Verführen.

Gemeinsamkeiten finden

Mit der fortgeschrittenen Liebe begegnet man sich zunehmend häufiger in der Alltagsnormalität. So auch im Essmoment. Die Paare gleichen sich stark in ihrem Essverhalten an. Durch gemeinsames Einkaufen, Kochen und Essen erlernt der eine oder die andere neue Gewohnheiten oder legt alte Verhaltensmuster ab. Die typische Single-Ernährung, in der ein Individuum den eigenen Vorlieben gefrönt hat, wird von einer gemeinsamen Fusion der Bedürfnisse abgelöst. Das Bewusstmachen dieser Fusion hilft, einen gleichberechtigten Umgang mit dem Thema Ernährung zu finden. Es lohnt sich, dieses Aspekt aktiv anzugehen und gemeinsam zu besprechen. Vor allem dann, wenn eine Verhaltensänderung erwünscht ist. Der Partner oder die Partnerin sind nämlich eine perfekte Unterstützung, wenn gemeinsam an Zielen gearbeitet werden kann.

Essen als Konfliktpotenzial

Auch Konflikte können sich beim Essen wiederspiegeln. Wenn die Anspannung in einer Beziehung akut ist oder unausgesprochenes unter den Tisch fallen gelassen wird,  schweigt man sich beispielsweise auch am Tisch an oder schlingt geistesabwesend das Essen hinunter.

Klassischerweise beginnt man die Verhaltensauffälligkeiten des Gegenübers, wie beispielsweise das lustvolle Schlürfen einer Suppe, als Provokation wahrzunehmen, sich aufzuregen und das Gegenüber als weniger kultiviert abzustufen. Doch waren es nicht genau diese kleinen Ticks, die man in der Verliebtheitsphase so anziehend fand?

Benedikt

 

«Hat man sich mit jemand entzweit, vor Sonnenuntergang Frieden schliessen.»

Regel des Hl. Benedikt, (480–547), Kap. 4,73

 

Lieber friedvoll essen

Dass es in einer Partnerschaft zu Konflikten kommt, ist normal und gehört dazu. Wenn man sich mit dem Gegenüber im Moment des Abendessens jedoch unwohl fühlt, hat dies überhaupt keine gesundheitsförderliche Wirkung. Denn auf der einen Seite geht dann der lustvolle Teil des Essens komplett verloren und auf der anderen Seite kann die Anspannung des Moments dazu führen, dass man weniger oder zu viel, auf jeden Fall aber unbewusst isst und sich vom Konflikt ablenken lässt. Eine entspannte Atmosphäre ist der Schlüssel zu einer gesunden Esskultur. Kann sich also ein Konflikt nicht vor dem Abendessen lösen, sollte man lieber etwas Abstand gewinnen. Und das nächste Mal wieder gemeinsam den schönen, intimen Moment der Zweisamkeit beim Essen erleben, sich Zeit für Gespräche nehmen und den Genuss zelebrieren. Dies lässt sich auch auf eine Familiensituation übertragen. Das gemeinsame Essen darf als Ort der Begegnung und Liebe gefeiert werden.

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