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Machen die Gene uns dick? Oder unsere Grosseltern?

essverhalten
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Essverhalten. Wie es entstand – und wie ich es ändere.

Wie genau überträgt sich das Essverhalten in der Familie auf die Kinder und Grosskinder? Wie habe ich persönlich mein Essverhalten und damit meine Körpermasse mit auf den Weg bekommen? Es gibt verschiedene Betrachtungsweisen: Das eine ist die Epigenetik. Und das andere die Art und Weise, wie Essen «behandelt» wurde in meiner Familie.

1. Ernährungsbiografie – was ist das?

Ernährungsmediziner Hans Konrad Biesalski* erklärt: «Das ist unsere Biografie, die schon vor der Zeugung beginnt und die über die Ernährung der Mutter bis hin zu derjenigen der Grosseltern zurückreicht. Um das zu verstehen, muss man sich kurz die Epigenetik vergegenwärtigen.
Bei der bekannten Genetik verändert sich das Erbgut der Menschen über viele Generationen hinweg. Bei der Epigenetik hingegen kommt es zu kurzfristigen Anpassungen an Umwelteinflüsse. Dieser lässt sich am Beispiel von Müttern nachvollziehen, die während Extremsituationen wie dem Holländischen Hungerwinter 1944/45 oder der Belagerung von Leningrad schwanger waren. Über die Plazenta und mit Hilfe von Hormonen und Mikronährstoffen haben sie ihren Kindern die Information vermittelt, dass sie eine Welt des Mangels hineingeboren werden. Diese Kinder haben ein hohes Risiko für Übergewicht, aber auch für andere Erkrankungen, wie Bluthochdruck und Diabetes. Denn ihre Ernährungsbiografie folgt dem Muster: Essen. Speichern. Und ja nicht so viel bewegen».

Seine Ernährungsbiologie kann man aber – das ist die gute Nachricht – beeinflussen. Genauso wie die erlernten Verhaltensmuster in der Familie.

2. Die Verhaltensmuster in der Familie

Belohnung, Bestrafung und Trost. Alles über das Essen. Und das prägt fürs Leben.

«Wenn du die Hausaufgaben fertig hast, darfst du dir etwas Süsses nehmen.»
«Wenn dein Zimmer nicht aufgeräumt ist, gehst du ohne Abendessen ins Bett!»
«Sei nicht so traurig, guck mal die Oma hat Schokolade für dich!»
«Wenn du nicht aufisst, wird die Mama sehr traurig.»

Unbeabsichtigt wird Essen in der Erziehung als Währung eingesetzt – weil es wirkt. Das erwünschte Verhalten kann so schneller und ohne grosse Auseinandersetzung erreicht werden. Je intensiver und öfter man das erlebt hat, desto stärker ist die unbewusste Verknüpfung.

Und wenn der Kuchen oder die Schoggi immer verboten wurden, dann werden sie umso interessanter, wenn man sie später im Leben vor sich hat. Gefühle wie Trost, Wertschätzung, Aufmerksamkeit – sie werden mit Essen statt mit etwas Echtem erzeugt.

Und hier liegt dann auch der Ansatz für die Änderung.

Wenn man einmal bewusst wird, dass man weder Aufmerksamkeit noch Zuwendung oder Wertschätzung über das Essen bekommt, dann kann man sich andere Wege suchen. Sich eine Liste machen mit Alternativen, die man sich zum Beispiel an den Kühlschrank hängen kann. Eine schöne Tasse Tee. Musik hören. Jemanden anrufen. Sich selber die Erlaubnis für diese Gefühle geben und dann auch mal etwas bewusst geniessen, ohne Reue.
Die Prägungen und Verhaltensweisen – sie sind ein alter, kratziger Pullover, den man ausziehen kann. Jederzeit.

 

Quellen: so-gesund.com | einfach-loslassen.com

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